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In Zukunft werden wir in Städten leben, die flexibel, integrativ und kreisförmig sind. Aber was genau bedeutet das? Und wie kommen wir dorthin? Dutzende von Experten aus dem Bausektor kamen am 23. Januar in Utrecht zusammen, um auf Initiative des Finanzdienstleisters Achmea über diese Fragen nachzudenken.

08-02-2020 17:00 | VON: REDAKTION SUSTAINABLEBUSINESS.COM

Der Ort der Veranstaltung war sehr passend gewählt. Der kulturelle Inkubator RAUM im Utrechter Stadtteil Leidsche Rijn beschäftigt sich in vielerlei Hinsicht mit der Zukunft der Stadt. Das Meet Up von Achmea mit dem Titel The Future of Living passte perfekt dazu.

Wie werden wir in 30 Jahren leben?

"Wohnen ist für uns ein wichtiges Thema", erklärt Liesbeth van der Kruit, Direktorin für CSR bei Achmea, den Grund für die Veranstaltung. "Achmea bietet viele Produkte rund um das Thema Wohnen an, von Versicherungen bis zu Hypotheken, und als Vermögensverwalter sind wir auch auf dem Immobilienmarkt aktiv. Damit wollen wir einen Beitrag zu einer gesunden, sicheren und zukunftsfähigen Gesellschaft leisten. Grund genug, sich intensiv mit der Zukunft des Wohnens auseinanderzusetzen."

"Das kann man zwar alleine tun, aber neue Erkenntnisse und Einsichten gewinnt man nur, wenn man sich zusammensetzt und darüber spricht", fährt sie fort. "Deshalb haben wir interne und externe Experten zusammengebracht, um gemeinsam (und auf sympathische Art und Weise) die Zukunft zu erkunden. Wie wollen wir in 10, 20 und 30 Jahren leben?"

Zunehmende Wohnungsknappheit

Dies ist eine wichtige Frage, denn das niederländische Wohnungswesen steht vor zahlreichen Herausforderungen und Veränderungen. Angefangen bei der rapide steigenden Wohnungsknappheit und den Wohnkosten bis hin zu der Notwendigkeit, sich schnell mit Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu befassen. Aber die Herausforderungen gehen darüber hinaus, so der Architekt Marc Koehler in der Grundsatzrede der Veranstaltung. So schwindet zum Beispiel der Gemeinschaftssinn, insbesondere in der Stadt, immer mehr.

"Wir bewegen uns zunehmend auf eine Gesellschaft zu, in der jeder in seiner eigenen Blase lebt. Wir lassen uns unsere Lebensmittel liefern, schauen Filme im Heimkino, das Badezimmer wird zum Wellness-Center und selbst ein Treffen mit dem echten Leben kann man heute per App abwickeln", sagt er. "Mit anderen Worten: Die Individualisierung nimmt in rasantem Tempo zu. Das birgt Gefahren wie Segregation, Polarisierung und Entfremdung. Das kann man bereits in Amsterdam beobachten, wo die Einkommensunterschiede zwischen den Stadtteilen zunehmen."

Die Kombination der oben genannten Herausforderungen schafft einen perfekten Sturm. Die Art und Weise, wie wir leben, muss an mehreren Fronten radikal überarbeitet werden. Und das auch noch schnell. Glücklicherweise gibt es Lösungen.

Die offene Stadt

In seiner Keynote plädiert Koehler für offene Städte: eine radikal andere Art der Gebietsentwicklung, die nachhaltigere und kohärentere Lebensräume ermöglicht. Der Architekt ist Teil von OpenBuilding.deein Kollektiv niederländischer Architekten und Designer, das diese Vision mit Leben füllt. Eine offene Stadt zeichnet sich durch drei Elemente aus:

  • Flexibilität: Offene Städte bestehen aus anpassungsfähigen, lebenslangen Wohnungen und Gebäuden, die mit der Zeit gehen können.
  • Inklusion: Offene Städte fördern die Vielfalt und den Gemeinschaftssinn.
  • Kreislaufwirtschaft: Offene Städte bestehen aus kreisförmigen Gebäuden und fördern einen Lebensstil, bei dem Abfall als Ressource behandelt wird.

Flexible Konstruktion

Während des Achmea-Treffens wurden diese Elemente in drei separaten Untersitzungen ausführlicher diskutiert. Köhler leitete die erste Sitzung zum Thema flexibles und anpassungsfähiges Bauen. Der Architekt ist ein Experte auf diesem Gebiet und setzt es sogar schon in die Praxis um. Mit Superlofts Beispiel: Loftkomplexe in Modulbauweise, bei denen die Bewohner die Struktur und den Zuschnitt ihres Wohnraums selbst bestimmen können. Dank der vorgefertigten Bauweise kann der gewählte Grundriss leicht demontiert und angepasst werden, so dass die Lofts mit den sich ändernden Bedürfnissen der aktuellen (oder neuen) Bewohner mitwachsen können.

Dies wird ein offene Bauweise genannt und ist nun eine internationale Bewegung. Sie hat viele Vorteile, so Köhler. "Ich glaube fest an die vertikale Stadt, in der wir auf weniger Quadratmetern mit mehr Komfort leben können. Offenes Gebäude macht dies möglich. Und ihre flexible Natur verlängert die Lebensdauer von Gebäuden erheblich", sagt er. "Das offene Bauen schafft zudem ein neues Gemeinschaftsgefühl. Schließlich sind die Bewohner von Anfang an in den Bau des Loftkomplexes eingebunden, wodurch von Anfang an ein enger Kontakt zwischen den verschiedenen Bewohnern entsteht."

Baugenossenschaften: integrativer und bezahlbarer Wohnraum

Dieser Gemeinschaftssinn ist in der Stadt der Zukunft unverzichtbar, meint auch Peter Künzli, Direktor von Gideon Consult und Vorsitzender der Rotterdam Housing Association. In der zweiten Untersitzung ging er auf seine große Leidenschaft ein: Baugenossenschaften. Diese autonomen und freiwillig gegründeten Wohnungsgenossenschaften werden von den Bewohnern selbst geführt und sind in unseren Nachbarländern weit verbreitet. In den Niederlanden sind sie jedoch selten. Künzli will es herausfinden ändernDenn Baugenossenschaften sind seiner Meinung nach das Mittel zur Sicherung der Inklusion in der Stadt.

"Immer mehr junge Familien müssen die Stadt verlassen, weil es einfach keine bezahlbaren Wohnungen mehr gibt", skizziert er. "Die Baugenossenschaften können das ändern, weil sie gemeinnützig sind. Denn ihr einziges Ziel ist es, komfortablen und bezahlbaren Wohnraum für ihre Mitglieder zu schaffen und die Mieten im Schnitt um 10 bis 20 Prozent zu senken."

Weltweit ermöglicht dies Millionen von Menschen aus der Mittelschicht, weiterhin in Städten zu leben. In Zürich zum Beispiel leben 20 Prozent aller Menschen in einer Baugenossenschaft. In Deutschland sind es rund 2 Millionen. Und daraus entstehen wunderbare Dinge, weiß Künzli: "Baugenossenschaften sind oft Vorreiter, wenn es um Inklusion, Innovation und Nachhaltigkeit geht, schließlich engagieren sie sich für ihr eigenes Lebensumfeld. Es ist wichtig, dass sie auch in den Niederlanden durchstarten."

Zirkuläres Denken

In ihrem Teilvortrag ging Doesjka Majdandzic, Stadtplanerin der Gemeinde Zwolle, auf die dritte Voraussetzung für eine zukunftsfähige Stadt ein: Kreislaufwirtschaft. Auch hier gibt es noch einiges zu tun, denn unser Lebensumfeld ist noch lange nicht zirkulär. "Wir alle sehen unseren Abfall immer noch als Abfall und nicht als Rohstoff. Wir besitzen hauptsächlich Dinge, während wir uns viel mehr in Richtung einer Sharing Economy bewegen müssen", umreißt Majdandzic das Problem. "Auch unsere Art zu bauen ist überhaupt nicht auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtet; alles ist verklebt und zusammengeklebt, was es fast unmöglich macht, diese Rohstoffe für andere Zwecke zu verwenden."

Nach Ansicht von Majdandzic liegt der Schlüssel zur Veränderung vor allem bei uns selbst: "Wir müssen lernen, unsere Ressourcen anders zu betrachten. Wenn wir das lernen, können sich die Dinge sehr schnell ändern. Man kann es bereits bei der Mobilität sehen, wo die gemeinsam genutzten Autos einen rasanten Aufstieg erleben.

Vom Ego zum Öko

Wir stehen also vor mehr als genug Herausforderungen, wenn es um die Zukunft des Wohnens geht. Die Entscheidung von Achmea, gemeinsam darüber nachzudenken, kommt daher zur rechten Zeit. Schließlich sei Zusammenarbeit wichtiger denn je, argumentiert Koehler. Damit verändert sich auch seine eigene Rolle als Architekt, vom Ego zum Öko: "Früher hat ein Architekt neuen Wohnprojekten seinen Stempel aufgedrückt, in Zukunft wird er immer mehr als Vermittler und Spinne im Netz auftreten. Die Realisierung von Neubauprojekten wird zunehmend ein runder Tisch sein, an dem alle Beteiligten von Anfang an gleichermaßen mitreden können. Das spart Kosten, bringt den Gemeinschaftssinn zurück und sorgt dafür, dass wir Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Flexibilität von Anfang an in die Planung einbeziehen können. Zusammenarbeit ist wirklich der Schlüssel".

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